Pater Alfons berichtet von einer verzwickten Reise

Pater Alfons Müller berichtet einem Ordensbruder über seine Reise von Kinshasa nach Deutschland. Er hat uns in Kopie gesetzt. Er schreibt:


Der Schweizer Botschafter hatte einen Edelweiss-Flieger gechartert, um helfende Hände und technisches Gerät in bedürftige Krankenhäuser des Kongo zu schicken. Zugleich waren reisewillige Kongolesen in der Schweiz, denen der Jahrtausend-Virus das Leben noch unerträglicher gemacht hatte, bereit, mit dem gecharterten Edelweiss zurück in die Heimat zu fliegen. Um nicht leer in die Schweiz zurückfliegen zu müssen, sollten im Kongo lebende Schweizer Bürger die Möglichkeit erhalten, mitfliegen zu können. Begrenzt sollte dieses Angebot auch Bürgern der mit der Schweiz befreundeten EU-Staaten angeboten werden. Trotz der für vergangenen Samstag organisierten und voll ausgebuchten Flüge nach Paris und nach Brüssel war der Edelweiss Airbus 380 gerammelt voll - die Plätze der Business Class wurden betagteren Reisewilligen - so wie z.B. auch mir angeboten. Trotz Armutsgelübde habe ich das Angebot dankbar angenommen. Unser polnischer Mitbruder Franek ... war auch mit dabei. Nach einer Nacht in Luzern, flog er über Frankfurt nach Berlin, wo ihn polnische Mitbrüder an den Ort seiner Quarantäne in Polen bringen sollten.Obwohl der Züricher Flughafen bei der Ankunft des Airbusses gähnend leer war, dauerte das Aussteigen +/- 90 Minuten, da nur blockweise ausgestiegen wurde, um den vorgeschriebenen Abstand von drei Metern zwischen den Reisenden zu garantieren. Trotz der drei Transportbahnen für die Koffer aus Kinshasa, kam mein Koffer erst zwei Stunden nach der Landung über den Rollteppich. Der SBB Bahnhof, von dem aus ich über Konstanz nach Villingen fahren wollte war genau so menschenleer wie der Flughafen. Als ich endlich einen Ticket-Schalter gefunden hatte, schickte eine Eisenbahnerin mich weg, weil der Schalter geschlossen sei, obwohl noch ein paar Leute dort auf ihre Reise-Billets warteten. Als ich fragte, was ich denn jetzt machen solle, schnautzte sie: "kaufen sie ihr Billet im Zug", ...Das erste Umsteigen in Weinfelden verlief normal - als wir dann aber nach Konstanz kamen, war der Zoll zur Stelle, der jede Menge Fragen zu stellen hatte. Zum Glück hatte ich ein Schreiben von der Deutschen Botschaft, das dann aber wahrscheinlich doch wegen des Entzifferns der Beamten-Deutschen Ausdrücke etwas Zeit kostete und damit mein Weiterkommen behinderte, sodass ich nur noch die roten Lichter des abfahrenden Zugs zu sehen bekam. Da stand auf der Abfahrtstafel noch ein Zug, es gab aber niemanden, der uns hätte bestätigen können, ob das keine Fake-News waren. In meinem Umfeld war die Temperatur von 28° in Kinshasa auf 03° in Konstanz gefallen, was sich wie Brennen an den Fingern anfühlte. Mit einer Nigerianerin, die angepasstere Kleidung trug, suchten wir in einer Mauer-Nische des Bahnhofgebäudes dem eiskalten Wind aus dem Weg zu gehen. Ein junger Mann mit übergroßem Mundschutz gesellte sich zu uns und es stellte sich heraus, dass er wie ich aus Kinshasa kam und wie die Nigerianerin nach Romanshorn wollte. Eine halbe Stunde später flüchteten wir in den geheizten Zug, die Nigerianerin legte sich auf eine Bank und war im Null Komma Nix eingeschlafen. Wir Männer stellten fest, dass wir beide in Kinshasa audio-visuell tätig sind, uns aber noch nie begegnet sind. Ich gab ihm die Adresse vom Vertreter der Konrad Adenauer-Stiftung und schon bald schauten wir uns auf meinem Tablet den neuen Film von Steyl Medien an: Pater Alfons und sein kongolesischer Chor. Der hat ihn so in seinen Bann gezogen, dass et fast das Aussteigen in Romanshorn versäumt hätte, wäre nicht die Nigerianerin zeitig aufgewacht, um ihn zum Ausgang zu schubsen. Der Zug war gespenstig leer, hat unterwegs mehrmals gehalten und war fahrplanmäßig um 23h28 im Villinger Bahnhof, wo der Mann einer anderen Nichte mich abholte und mich in mein vorbereitetes Quarantäne-Quartier brachte, wo ich gemäß der Instruktionen der Gesundheitsbehörde 14 Tage schmoren soll. Nach zwei Tagen - finde ich - kann von Schmoren nicht die Rede sein. Es ist eine Art Einliegerwohnung, die ich nur teilweise belegt habe mit einem getrennten Ausgang, den ich benutzen darf, um in den Garten ... zu gehen  Von Dr. Muyembe habe ich ein Schreiben erhalten, in dem er die Zukunft im Kongo nicht rosig voraussieht. Ich hoffe und bete, dass es die Kongolesen nicht so hart trifft wie die Italiener oder jetzt auch die Amerikaner. ... das sind ein paar Zeilen von einem Missionar, der seit fast 54 Jahren im Kongo ist und nicht weggelaufen ist, als die Söldner in den 60er Jahren Unruhe ins Land brachten oder als Kabila den Mobutu verjagte. Wenn aber befreundete Ärzte, Bekannte und Mitbrüder dich auffordern zu gehen und dir dazu noch eine günstige Gelegenheit zum Rausfliegen geboten wird, trotz dem allgemeinen Start- und Lande-Verbot - dann darf ich nicht mehr bleiben und ich stelle fest, dass ich nicht alleine bin, mit der Lösung glücklich zu sein. Mit Grüssen nach St. Augustin - Alfons Müller svd.

 

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